Von der Querflöte zum Saxophon

 

Johannes Hustedt, Jahrgang 1961, studierte in Bremen und Karlsruhe Musikpädagogik und Querflöte. 1990 absolvierte er die künstlerische Reifeprüfung mit Auszeichnung in Karlsruhe. Sein Anliegen ist der musikalisch/kulturelle Austausch. Zudem übt er eine weltweite Konzerttätigkeit als Solist und Kammermusikpartner aus, begleitete Uraufführungen, Rundfunk- und TV-Produktionen, wobei er oftmals als Grenzgänger zwischen Improvisation und Interpretation auftritt.

Seit 1990 wirkt er als Dozent an der Musikhochschule Karlsruhe und ist ein weltweit gefragter Gastdozent. Mit seiner Ehefrau, der Künstlerin Chai Min Cornelia Werner, gründete Johannes Hustedt das Kunsthaus-Durlach im Jahr 2006. Das Kunsthaus Durlach soll Musik und bildende Kunst unmittelbar zusammenbringen und erlebbar machen. Vor Kurzem hat sich der Musiker auf neue musikalische Wege begeben und erlernt das Saxophonspiel.

 

S: Herr Hustedt, wie kamen sie zu Ihrem Instrument, der Querflöte?

J: In meinem elften Lebensjahr hat mich der Klang der Querflöte so verzaubert , dass ich anfangen wollte, zu spielen. Das war ein unglaublicher Drang, der mich zu diesem Instrument hingeführt hat.

S: Sie spielen nun seit rund 36 Jahren Querflöte. Wieso möchten Sie jetzt neue musikalische Wege, mit einem völlig anderen Instrument gehen?

J: Eigentlich komme ich ja aus der Klassik. Ich bin ein klassisch ausgebildeter Flötist und lote alle Möglichkeiten dieses Instruments aus. Ich bin immer offen für Neues und interessiere mich sehr für Musik aus den Bereichen  Jazz, Pop, Weltmusik und Rock. Darum dachte ich mir: Warum soll ich nicht einmal da alles umkrempeln, wo ich eigentlich zu Hause bin? Und das ist für mich mein Instrument. Mir reicht die Flöte nicht mehr. Obwohl natürlich inzwischen die Technik da ist, die raum-, saal- und hallenfüllend ist. In meinen Fokus stellte sich immer wieder der Klang des Saxophons und nun habe ich es selbst ausprobiert.

S: Das Saxophon und die Querflöte unterscheiden sich ja schon allein darin, dass das eine Holzblasinstrument  und das andere ein Blechblasinstrument ist. Welche Erfahrungen haben Sie bisher gemacht?

J: Mein erster Eindruck vom Saxophon ist, dass dieses Instrument eine unglaubliche Power hat, die mir einfach gut tut. Und ich habe schon jetzt das Gefühl, es wird dem Querflötespiel auch zu gute kommen. Mein erstes Etappenziel ist es aber, mich von einem Nebelhorn zu unterscheiden.

Das Schöne am Saxophon spielen ist, dass der Ton ganz nah an einem entsteht, nämlich zwischen den Lippen. Und diese starke Vibration, die dabei entsteht, hat eine ungeheure Kraft. Bei der Querflöte wiederum ist der Ton viel luftiger und offener, denn er entsteht außerhalb des Körpers, immer so einen knappen Zentimeter vor dem Mund. Ich begegne den Instrumenten ganz unterschiedlich und stelle verschiedene Verbindungen her.

S: Wenn Ihnen das Saxophon spielen so gut gefällt, verlassen Sie dann die Flötenwelt?

Also die Bindung zu meinem ursprünglichen Instrument, der Querflöte ist stark und bleibt auch stark. Es ist nicht das Verlassen eines vertrauten Gebietes, oder ein „Im-Stich-Lassen“ eines geliebten Instrumentes, sondern etwas Bereicherndes. Das Saxophon kommt dazu, ersetzt die Querflöte aber nicht.

Alle Dinge, die ich bisher begonnen habe, in die bin ich einfach rein gesprungen und musste mich frei schwimmen . Und das war immer eine gute Entscheidung!

S: Eine interessante Lebensphilosophie. Vielen Dank!