Eine Foto-Ausstellung in einem Kulturzentrum an sich ist nicht ungewöhnlich. Bemerkenswert aber war, was der Kulturverein Tempel im November letzten Jahres in der ehemaligen Seldeneckschen Brauerei in Karlsruhe-Mühlberg organisierte.

Passend zum Tanz-Festival „Lange Nacht der kurzen Stücke“ im Kulturzentrum Tempel zeigte der Fotograf Bernd Hentschel Bilder von der Veranstaltung aus dem letzten Jahr. Dem Mann, der das Tanzen vor allem durch das Objektiv seiner Kamera sieht, war es gelungen, zauberhafte Bewegungsmomente einzufangen.

Für Bernd Hentschel war das eine Art von "Coming Home" seiner eigenen Fotos - eine Rückkehr zu den Wurzeln seiner Tanz-Fotografie. Deshalb hatte er der Idee sofort und gerne zugestimmt. Dem Besucher des Festivals bot sich so die Möglichkeit, neben der Choreographie der Aufführungen auch die künstlerisch herausgearbeitete Ästhetik der Fotos zu bewundern.

Wie verbindet man die Kunst des Tanzes mit der Ästhetik der Fotografie? Der bekannte Fotograf gab  zu, dass der Anfang seiner Tanz-Fotografie nicht einfach war und dass er zu Beginn wenig erfreuliche Ergebnisse produziert hat. Erst im Laufe der Jahre war es ihm gelungen, zu auch für ihn befriedigenden Bildern zu kommen:

"Man muss mitfühlen mit der Bewegung. Man kann nicht eine schöne Bewegung sehen und sie dann fotografieren - dann ist sie vorbei. Man muss beim Tanzen mitfühlen und kurz vor dem entscheidenden Moment fotografieren. Das geht nur mit ganz viel Übung“. „Man muss mit dem Tänzer mittanzen" verriet uns der versierte Fotograf.

Die Übung hatte sich wirklich gelohnt: Die besondere Faszination des Tanzes ist selten so stimmungsvoll eingefangen worden wie in Hentschels Fotos. Als Betrachter wird man gefesselt von der Atmosphäre und glaubt sich mitten im Geschehen. Kein Wunder, lässt sich doch auch der Fotograf von der Wirkung des Tanzes begeistern: „Schwebende Leute, fliegende Leute… das finde ich total schön. Diese Synthese von Leichtigkeit, Übung und sportlicher Anstrengung in einem Foto festzuhalten ist sein fotografisches Ziel:  „Dann ist für mich ein Bild gelungen“.

Hat der Künstler selbst ein Lieblingsmotiv? Er führte uns zu einem Foto, das ein Paar während einer Tanzdarbietung zeigte: „Zwei Tänzer, die auf der Bühne nicht nur tanzen. Sie zeigen Schauspiel mit Emotionen, mit Liebe, mit Leidenschaft, mit allen kleinen Ungeschicklichkeiten des Lebens. Teilweise grotesk, teilweise Slapstick, aber immer sehr gekonnt mit ihren tänzerischen Bewegungen.“  Diese für ein Tanzfestival eher ungewöhnliche Aufführung sei für Jahr für Jahr eines der Highlights. 

Die Begeisterung für das Motiv Tanz ist in den Werken des Fotografen jederzeit zu spüren und zu sehen. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass Hentschels Bilder vom Tanzen uns lebhaft in Erinnerung bleiben werden. Vielleicht sehen wir die Schönheit der Bewegung sogar klarer, wenn ein Künstler wie Bernd Hentschel sie uns zeigt.