Arthur Gepting – Interview mit einem “charmanten Arschloch” Arthur, in deinem Pressetext heißt es „Dass das möglich ist, dass ein einzelner Mann auf einer Bühne allein mit Stimme, Gitarre und einem Säcklein voll Gefühle bewaffnet einen Raum voll Menschen zum Vibrieren bringen und zuletzt vielleicht auch dem einen oder anderen empfänglichen Gemüt ein Tränchen entlocken kann, das ist zwar einerseits kein Geheimnis – jedoch zu erleben immer noch etwas besonderes.“
Das klingt ja erstmal nach
Schmusesängern, wie wir sie zu Genüge kennen. Würdest du das so
hundertprozentig unterschreiben? Was ist eventuell anders bei dir? Ich würde es schon unterschreiben was da drin steht. Aber ich unterscheide mich in der Hinsicht, dass ich nicht der Standard-Singer/Songwriter bin. Bei mir geht es nicht um diese Gefühlsduselei. Im Vordergrund steht schon eine Aggressivität. Ich spiele die Akustik-Gitarre auch nicht wie eine normale Akustik-Gitarre, sondern hau‘ eigentlich meistens ziemlich derbe rein. Das liegt wohl daran, dass ich auch auf der E-Gitarre angefangen und vorher in Bands gespielt habe.
Deswegen glaube ich, ist da dieser Unterschied. Auf so
Singer/Songwriter-Geschichten bin ich auch eher der Außenseiter.
Du hast gerade erwähnt, dass du
in einer Band angefangen hast. Vermisst du das manchmal? Oder siehst du
dich mittlerweile eher als Solokünstler, der sein eigenes Ding macht? Ich sehe mich auf jeden Fall als Solokünstler. Aber das Bandleben vermisse ich schon auch. Da ist auch gerade wieder langsam was am anlaufen in der Richtung. Das Gute als Solokünstler ist: Wenn was schief läuft, weiß man einfach wer Schuld ist.
Worum geht es in deinen Songs?
Inspiration, Ideen – wo findest du die? In
meinen Songs geht es um ganz klassische Themen wie Hass, Liebe, Tod,
Glauben – das spielt alles mit rein. Einfach Beziehungen zu anderen
Menschen. Die äußere ich eben in musikalischer Form, dass ist meine Art
und Weise damit umzugehen.
Du singst auch nicht immer nur
aus deiner eigenen Perspektive.
Richtig. Ich singe sehr oft aus der Sicht von anderen Menschen.
Menschen, die ich kenne, aber auch ausgedachten Personen oder höheren
Instanzen, wie der allwissende Erzähler in einem Buch zum Beispiel. Die führen mal Dialoge oder reden aneinander vorbei. Die Songs sind somit eine Art Collage aus bestimmten Sätzen und Gefühlen.
Wie gehst du vor, damit aus so
einer „Collage“ am Ende ein Song wird?
Beim Liederschreiben sitze ich meistens einfach mit der Gitarre da und
spiele vor mich hin. Irgendwann kommt mir dann eine Melodie, ein Riff,
irgendetwas und ich fange an wild draufloszusingen. Dann kommen mir
irgendwann Wortfetzen in den Sinn, bei denen ich merke: dieses Wort
nimmt die Atmosphäre des Liedes auf und das zeigt mir dann den Weg, wo
das Lied hinsoll. Bei
„Hole“, was jetzt auch auf der EP drauf ist, geht es zum Beispiel darum,
wenn man eine Seite an sich entdeckt, die man vorher noch nicht gekannt
hat. Und es ist nicht unbedingt eine schöne Seite. Auf der Bühne legst du eine Art an den Tag, die sich nicht gerade beim Publikum einschmeichelt. Würdest du sagen, dass du auf der Bühne eine Rolle annimmst? Dass die Musik eine Art Maske ist? Ich
würde nicht sagen, dass es eine Maske ist, hinter der man sich
versteckt. Sondern einfach eine erweiterte Fassung von mir, noch ein
paar Schippen drauf sozusagen. Es macht mir unglaublich viel Spaß auf
der Bühne zu stehen. Auf der Bühne habe ich ein riesengroßes Ego und
sehe das Ganze so nach dem Motto „das charmante Arschloch“, große Klappe
und auch noch was dahinter.
Damit zu spielen macht mir unheimlich viel Spaß. Auf der Bühne kann ich
mir viele Sachen erlauben, die ich mir sonst im Gespräch mit Leuten
nicht erlauben kann.
Deswegen würd ich nicht sagen, dass es eine andere Rolle ist, sonder
einfach eine Steigerung meiner Persönlichkeit.
Was sind deine größten
musikalischen Einflüsse? Hast du ein Vorbild? In der Hinsicht, dass man alleine mit einer Gitarre auf der Bühne steht und singt, ist Johnny Cash mein riesengroßes Idol. Der ist unantastbar. Die Art und Weise, wie jemand allein mit einer Gitarre einen Raum voll Menschen bewegen kann, find ich unglaublich. Und das ist auf jeden Fall erstrebenswert, sowas auch irgendwann zu können. Ich
denk das liegt auch an dieser Beschränkung von Instrumentalisierung. Ich
hab ja auch nur Gitarre und Gesang - das wird teilweise noch ein
bisschen erweitert mit Drumcomputern, Piano und solchen Geschichten.
Aber dass ich wirklich alleine da bin und die Musik alleine rüberbringen
muss – diese Beschränkung, auch in Können, führt für mich einfach zu
Kreativität. In diesem kleinen Rahmen, in dem ich mich also bewege, muss
ich schauen: Wo kann ich hingehen, um noch etwas Neues zu machen? Also
nichts Neues für die Musikwelt, sondern etwas Neues für mich, das für
mich interessant ist.
Typische Abschlussfrage – was
sind deine Pläne für die Zukunft? Meine Pläne für die Zukunft sind natürlich unglaublich erfolgreich zu sein, der allergrößte zu sein mit dem was ich mache. Und auf jeden Fall das Projekt, eine Band auf die Beine zu stellen.
Ich wünsche dir auf jeden Fall
viel Erfolg, dass alles so klappt, wie du es dir vorstellst. Danke
für das Gespräch, Arthur.
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