Prof. J. Walter - Informationstechnik, Mikrocomputertechnik, Digitale Medien Fazit
Hochschule Karlsruhe Logo Bachelorarbeit
3D-Druck zur Entwicklung eines kostengünstigen, nichtinvasiven Beatmungsgeräts für Entwicklungsländer
Sommersemester 2020
Lisa-Marie Liebel

Fazit



Auch noch nach einigen Monaten breitet der Coronavirus immer weiter aus und beeinflusst unseren Alltag. Weltweit schwanken die Fallzahlen, wobei diese nicht zu sinken scheinen. Das Problem der unzureichenden Versorgung der Infizierten, die zum Überleben ein Beatmungsgerät benötigen, besteht weiterhin.
Daher ist es wichtig, eine Lösung für die Länder zu finden, die Hilfe brauchen und diese hoffentlich in der Entwicklung dieses Beatmungsgeräts finden. Durch dieses Open Source Projekt kann jedes Land auf die Konstruktion, die benötigten Komponenten, den Pneumatikplan, die 3D-Druck-Teile und allem weiteren zugreifen und sich mittels einer Bedienungsanleitung so viele Beatmungsgeräte bauen, wie es benötigt.
Der 3D-Druck bietet durchaus die Möglichkeit schnell kostengünstige Bauteile zu Drucken, die zuverlässig in ein Beatmungsgerät verbaut werden können. Die Technologie kam bereits mehrfach im medizinischen Bereich zum Einsatz und wird in Zukunft noch weiter erforscht.



Um die Zuverlässigkeit der benötigten Bauteile garantieren zu können, mussten viele Versuche durchgeführt werden, um auch die richtigen Druckeinstellungen zu finden. Schwierig war es, diese Einstellungen für den Gebrauch der verschiedenen Materialien zu finden, da sie nicht nur auf das Material, sondern auch auf das Bauteil selbst angepasst werden müssen. Außerdem ist darauf zu achten, dass die Einstellungen auch bei der Verwendung eines anderen 3D-Druckers als des Ultimaker 3 variieren können!
PETG wurde am Anfang verwendet, um konstruierte Bauteile zu drucken, da es sehr einfach zu drucken ist und auch erprobt werden konnte, welche Einstellungen sich wie auswirken.
Das Material PA erwies sich als ein sehr überzeugendes Material, da beim Verwenden der richtigen Einstellungen robuste Bauteile entstanden sind, die einen Druck von mindestens drei Bar aushalten ohne luftdurchlässig zu werden.
Beim Drucken des Materials gab es laut dem 3D-Drucker immer wieder einen Heizfehler, bei dem der Extruder während dem Drucken überhitzt und mit dem Teil des Bauteils, der bereits gedruckt wurde, verschmilzt. Dabei musste der Druck abgebrochen werden, obwohl das Material mit der niedrigsten Temperatur gedruckt wurde. Anfangs war unklar woran es liegen konnte, nach dem Tauschen des Extruders war jedoch klar, dass es ein Problem des Extuders war.
PVA, das wasserlösliche Stützmaterial, hingegen erwies sich als ein sehr schwer zu druckendes Material. Sollte mit PVA gedruckt werden ist es auf jeden Fall sinnvoll, eine Filament-Trocknungsbox anzuschaffen, in der das Filament auch während dem Druck aufbewahrt und richtig temperiert wird. Durch eine zu hohe Luftfeuchtigkeit oder Hitze zersetzt sich das Material oder wird spröde. Resultat ist ein unschöner Druck, der auch das Hauptmaterial des Drucks, hier PA, beeinflusst, da die Stützstruktur nicht richtig stützt. Dieses Problem konnte innerhalb des Projekts mittels eines neuen Konstruktionsentwurfs behoben werden. Sollten jedoch in Zukunft weitere 3D-Drucke mit PVA anstehen, muss auf die oben genannten Punkte geachtet und die Filamentrolle auch bei Nichtverwenden luftdicht verschlossen werden.
Polycarbonat, das hauptsächlich zum Druck der Maske verwendet wurde, neigt oft zum Warp-Effekt. Durch die hohe Drucktemperatur von mindestens 280 °C sind die gedruckten Bauteile zwar nicht nur gegen 110 °C hitzebeständig, sondern machen es auch manchen Druckern unmöglich mit einer solch hohen Temperatur zu drucken. Sollte mit PC gedruckt werden und möchte man den Warp-Effekt vermeiden, bei dem sich das Bauteil aufgrund der unterschiedlicher Abkühlgeschwindigkeiten und -temperaturen wölbt oder verzieht, sollte der Bauraum des Druckers beheizt werden. Die Kühlung während dem Druck muss auf jeden Fall deaktiviert sein! Eine langsamere Druckgeschwindigkeit hilft ebenfalls dabei, gute Resultate zu erzielen.
Druckergebnisse, die nicht wie erwünscht sind, können auch mit verschiedenen Nachbearbeitungsverfahren verbessert werden. Ein Beispiel hierfür ist das Schleifen und Polieren, wodurch die Oberflächenqualität enorm verbessert oder das Lackieren, wodurch die Dichtigkeit verbessert wurde.

An dieser Stelle möchte ich sowohl bei der Hochschule Karlsruhe für die Möglichkeit bedanken, bei einem solch spannenden Projekt mitwirken zu dürfen, als auch bei meinem Betreuer Professor Jürgen Walter, der mir Freiraum bei der Ausführung dieses Themas gab, aber auch bei Fragen immer zur Verfügung stand. Durch Ihn konnte ich mich selbstständig auf die festgelegte Aufgabenstellung konzentrieren, während er mich dabei unterstützte und darauf achtete, dass keine zusätzlich anstehenden Aufgaben auf mich zurückfallen.
Ich konnte während der Abschlussarbeit nicht nur Einblicke in die Entwicklung eines Beatmungsgeräts erlangen und meine Fähigkeiten in Creo aufrecht erhalten, sondern auch sehr viele Erfahrungen bezüglich des 3D-Drucks, Einsatz von Materialien und der Nachbearbeitung von Bauteilen sammeln.

  Mit Unterstützung von Prof. J. Walter Sommersemester 2020